Die uniqua-Redaktion (un) traf Ferdinand (fg) bei der Clubmeisterschaft des Bayerischen Yacht-Clubs


un: Nach 2 Olympiateilnahmen im 470er bist Du jetzt Sportwart in Deinem Heimatverein (SVW) am Wörthsee. Wurdest Du hierzu überredet oder machst Du es aus Überzeugung?

fg: Es ist etwas von beidem, es überwiegt aber ganz klar die Leidenschaft, ich möchte den jungen Seglern und Kids unseren tollen Sport näher bringen. Meine seglerische Karriere begann am Wörthsee. Der Club hat mich während meiner gesamten Laufbahn stark unterstützt, ich sehe mich in der Pflicht etwas zurück zu geben. 

Der SVW ist ein kleiner Verein, wir müssen uns auf wenige und einfache Bootsklassen konzentrieren. Wir haben eine Optigruppe für die Grundausbildung, im Anschluss bietet der Laser mit den verschiedenen Riggs die Möglichkeit unkompliziert bei uns auf den bayerischen Seen Regatten zu segeln und im Anschluss auch bei größeren Events teilzunehmen. Und natürlich steht allen Jugendlichen ein Ausflug auf anderen Booten immer offen, denn Segeln lernt man nicht nur in einer Bootsklasse.

Im Opti war ich eher Späteinsteiger, mein bester Platz war ein 8. Platz bei meiner letzten IDJüM. Ich glaube, dass die „echte“ Entwicklung im Segeln erst nach den Jüngsten-Bootsklassen beginnt. Wenn man im Opti nicht das volle Programm macht, bleibt der Erfolg aus und es kann schnell frustrierend für die Kids sein. Wir setzen darauf, die Segler früh in den Laser 4.7 zu bringen. Mit 40 - 45 kg kann man sich auf unseren Revieren in einer kleinen Szene, die im Wachsen ist, seglerisch entwickeln. 


un: Nach dem Opti bist Du 420er gesegelt, wie wichtig war das für Deine seglerische Entwicklung, wie war das Umfeld?  

fg: Von 2003 - 2008, also ziemlich lange, bin ich 420er gesegelt. Wir haben viel mehr Aufwand wie im Opti betrieben. Mit Max Emrich wurde ich gleich in der zweiten Saison Deutscher Vizemeister U17 und wir hatten schnell Erfolg. 

Wir hatten eine super Trainingsgruppe, zwei Jahre haben wir zusammen mit dem Team von meinem späteren Vorschoter Paddo Follmann, mit dem ich dann auch in London war, trainiert. Während dieser Zeit hat der DTYC eine überragende Arbeit in der Jugend geleistet. In diesem Zuge wurde ich auch Mitglied im DTYC.

Paddo  ist dann früher in den 470er umgestiegen, ich hatte es hier nicht so eilig, war klein und leicht und habe gesehen, dass ich im 420er noch viel lernen kann. Im 420er war für mich die Entwicklung viel einfacher im Vergleich zum 470er, wo man am Anfang nur von Vollprofis „versägt" wird.          


un: War der 420er für Dich die maßgebliche Grundausbildung für Deine beiden Olympiakampagnen?

fg: Ja, auf jeden Fall. Als ich dann 2008 in den 470er gewechselt bin, ging es auch für uns unerwartet schnell, den Anschluss an die erweiterte Weltspitze zu finden. 12. Platz beim Weltcup in Hyères, 14. bei der EM, und direkt im B-Kader - alles innerhalb eines Jahres. Wir hatten ein super Umfeld mit Marek als Trainer, der uns in dieser Übergangszeit in einer 1:1-Betreuung gecoacht hat und mit dem ich bis Rio 2016 zusammengearbeitet habe.  


un: Wenn Deine Segler nach Opti und Laser in einem Zweimannboot segeln wollen, was empfiehlst Du ihnen, 29er oder 420er?

fg: Beide Boote sind coole Boote und haben ihre Berechtigung. Ich sehe aber immer noch, dass man mit einem Spinaker-Boot das komplexere Segeln lernen kann. Mit einem Spi hast Du viel mehr Möglichkeiten, der Gennaker erleichtert vieles. Im 420er bekommt man das Rüstzeug für die meisten Bootsklassen. Was dazu kommt: die Verbreitung im 29er geht oder ging dann doch nicht so schnell, wie viele es erwartet hatten.     


un: Peter Burling ist sicher das prominenteste Beispiel: 420er, 2 Medaillen im 49er, Americas Cup 

fg: Peter Burling ist ein besonderes Beispiel. Meine erste Begegnung mit ihm war im Februar 2005, wir waren in Neuseeland zum 420er-Segeln. Damals war Burling 14 ich 16, was damals schon eine ziemlicher Altersunterschied war. Er hat uns trotzdem richtig versägt, er ist einfach ein Ausnahmetalent. 2006 ist er dann mit unserem geliehenen alten Boot Junioren-Europameister in Tavira/Portugal geworden. 2008 war er dann Vorschoter im 470er bei den Spielen in China. 

Der Umstieg in den 49er ging dann sehr schnell mit seiner ersten Medaille 2012. Ähnlich was es ja auch bei Erik und Tomi, die vom 470er in den 49er gewechselt haben. 


un: Du bist 8 Jahre intensiv olympisch gesegelt, hast Dich zwei mal qualifiziert. Im Nachhinein, war es richtig diesen Weg zu gehen? Was empfiehlst Du jungen Seglern, wenn Sie entsprechend Zeit und die finanzielle Ausstattung haben?  

fg: Ich würde es auf jeden Fall noch mal machen, es ist eine Frage der Leidenschaft. Mir hat es einfach Spaß gemacht, viel zu Segeln, am Boot zu tüfteln. Wenn man eine „ehrliche“ Kampagne machen will, sich wirklich qualifizieren will und nicht nur, um das Segeln zu finanzieren, muss man bereit sein, sehr vieles unterzuordnen. Man muss 100 % für dieses Ziel brennen. 


un: Dein Großvater war erfolgreicher Segler, dein Vater war im Finn für die boykottierten Spiele in Moskau als amtierender Finn-Weltmeister qualifiziert und Fünfter bei den Spielen in Los Angeles. Hat Dir diese Erfahrung geholfen oder spaltet man sich davon komplett ab?

fg: Da trifft in gewisser Weise beides zu. Einerseits hat mir die Erfahrung meines Vaters im Segelsystem, mit dem Verband, da ist immer auch etwas Politik im Leistungssport dabei, geholfen. Auch bei der Herangehensweise an ein solches Projekt hat er mir sehr geholfen. 

Gleichzeitig muss man seine Erfahrungen auch selber machen. In manchen Momenten habe ich auch gesagt, das reicht mir jetzt erst mal an Input. Es hat sich aber jedes mal wieder gut eingependelt und ich war dann auch immer wieder offen für Ratschläge. 

Es gibt im Segeln so viele Möglichkeiten, den falschen Weg einzuschlagen. Diese Fehlentscheidungen muss man minimieren. Insgesamt war er mir hier eine große Hilfe!

Ich versuche jetzt auch meinen deutschen Nachfolgern unter die Arme zu greifen und beobachte die Entwicklung. Ich habe versucht Ihnen klarzumachen, dass die Abkürzungen im Procedere einer Kampagne entscheidend sind. Am meisten kann man von jemandem profitieren, der selbst viele Fehler gemacht und erlebt hat, wie lange es dauert diese Fehler zu beheben. Für einen jungen Segler ist das eine große Hilfe, diese Abkürzungen zu nehmen. Wir konnten uns so direkt nach dem 420er für London qualifizieren und waren in dieser Zeit sehr effizient in der Entwicklung. 


un: Zurück zum 420er oder zum Jugendsegeln im Allgemeinen. Aus meiner Sicht wird sehr viel gemacht, finanziell, wie zeitlich, Kinder und Eltern geben sehr viel. Aber die großen Erfolge haben andere Nationen, zumindest im Verhältnis zum Einsatz. Woran liegt das? Einfach weil mehr Spanier und Italiener direkt am Wasser leben oder machen die Deutschen etwas falsch? 


fg: Die letzten Jahre kann ich nicht wirklich beurteilen. Was mir auffällt ist, dass international länger 420er gesegelt wird, als in Deutschland. Ich war lange im 420er und bin Vierter bei der Euro 2007 geworden. Man sollte sich die Zeit nehmen, die man braucht, um in einer solchen Klasse Erfolge zu haben. Dann hat man auch das Selbstbewusstsein für die nächste Klasse - und es macht eben einfach keinen Spaß ständig hinterher zu segeln!


un: Jetzt bist Du gerade Clubmeister im BYC geworden, als Taktiker auf einem 45er Nationalen Kreuzer, schaust Du Dir jetzt andere Betätigungsfelder im Segelsport an? Was sind Deine Zukunftspläne?

Ja, der 45er Nationalkreuzer war ein schöner Ausflug, das Wochenende hat Spaß gemacht. Ich habe immer noch sehr viel Freude am Segeln. Deshalb freue ich mich, wenn ich die Möglichkeit habe, mich bei dem einen oder anderen Event einzubringen. Das Boot ist hier eher sekundär, Hauptsache es sind spannende Rennen!

Außerdem bin ich in den letzten Zügen meines Masterstudiums und habe einen interessanten Werkstudenten-Job. Ich freue mich sehr darauf, mein Studium erfolgreich abzuschließen. Mir war die „duale Karriere“ immer wichtig. In diesem Sinne bin ich auch sehr gespannt auf die "Karriere nach der Karriere“!


un: Alles Gute, Ferdi, Danke für das Interview!
Geschäftsstelle UNIQUA Deutschland

Susanne Clark
Friedrichrodaer Str. 74b
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Tel.: +49 178 574 4087
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