Die Uniqua (Un) Redaktion traf die beiden Segelprofis am Gardasee Mitte Februar und führte dieses Gespräch: 


Un: Hi Jungs, coole Sache Euch hier zu treffen, was macht ihr mitten im Winter hier?

Erik (Eh): Wir bereiten uns auf die neue Saison vor, zusammen mit Friedel segeln wir in diesem Jahr im Armin-Strom-Sailling-Team im GC 32-Circuit.

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Un: Und 49er…?

Eh: Das passt von den Terminen ganz gut zusammen, ich kann an den 49er Weltcups teilnehmen und parallel das neue Projekt starten. 

Un: Wie sieht eure Vorbereitung aus? 

Frithjof (Fr): Fitness, Kraft, Ausdauer, wir gehen Radfahren, in den Kraftraum, das Übliche … Für die Koordination gehen wir Kite-Foilen, das ist der Hammer. Danke an dieser Stelle an OZONE. 

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Un: Wie schnell wird man auf dem Kite-Foiler?

Fr: So an die 30 kn, wenn es einen aufstellt, gibt es richtig blaue Flecken. Es ist auch für das Gefühl auf den GC 32-Booten ein richtig gutes Training. 

Un: Erik, Du bist mit dem 49er ca. 200 Tage auf dem Wasser, jetzt kommen nochmal 80 Tage auf dem GC 32 dazu, ist das nicht zu viel? 

Eh: Nein, überhaupt nicht, ich freue mich über jeden Tag auf dem Wasser. Ich bin segelverrückt, das ist Leidenschaft pur. Auf dem GC 32 will ich für den 49er zusätzliche Erfahrung und Segel-Know-how sammeln. 

Un: Das ist aber nicht unbedingt der typisch deutsche Weg? Die meisten deutschen Olympioniken waren in den letzten Jahren sehr auf ihre Bootsklasse fokussiert. 

Fr: Das ist ja genau der Unterschied, zu den anderen Nationen. Outteridge segelte seit London (Anm: Gold im 49er) als Skipper bei Artemis im Americas-Cup, gewann in Rio Silber im 49er und zwischen drin 2 WMs in der Moth.     
Burling gewann in Rio Gold im 49er und segelt bei Team New Zealand im Cup. Gilles Scott, Finn-Gold in Rio, segelt bei Ainslie im Cup. 

Mehrere Olympiateilnahmen, Leidenschaft und vor allem immer eine Perspektive für weitere Projekte im Segelsport zu haben, das ist das Erfolgsrezept dieser Leute.

Das schönste wäre eine deutsche Americas-Cup-Kampagne! 

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Die GC 32 ist für Erik der erste Step auf diesem Weg und die Chance für Erik in den Cup zu kommen. Die Kombination aus Olympischer Erfahrung und Foilen ist derzeit im Cup gefragt.  

Un: Wie wichtig ist die Ausbildung im Jüngsten- und Jugendbereich aus Eurer Sicht?

Eh: Das willst Du als Optivater jetzt nicht hören, ich bin nie Opti gesegelt. Wir waren in Berlin mit der Teeny unterwegs, aber auch eher regional. Im Tennis war ich Berliner Meister bei den Bambinis.  

Fr: Ich war im Opti, aber wir sind meist nur im Club mit den Kumpels gewesen, wenig unterwegs. Die Kids sind heute doch schon im Opti auf der ganzen Welt unterwegs, werden unendlich gepuscht. Was will man denen, später noch bieten, viele haben alles erlebt! Unsere ganzen Optistars der letzten Jahre haben entweder aufgehört oder konnten sich olympisch nicht durchsetzen. Der eine oder andere ist in der Bundesliga unterwegs, aber das hat mit der Optisegelei gar nichts zu tun.     

Eh: Richtig cool war die 420er-Zeit, nicht nur seglerisch …, das erste mal mit den Mädels unterwegs …, eine coole Community auf den Regatten. Da hab ich wirklich Segeln gelernt, vor allem das taktische Segeln, wie man ein Boot einstellt. Wir hatten immer richtig gute Trainer. 2005 war ich deutscher Jugendmeister im 420er, zusammen mit Thomas Plößel, danach waren wir noch 2 Jahre im 470er, und jetzt über 10 Jahre später haben wir unsere Olympiamedaille.        
   
Fr: Ich war auch im 420er, eine super Zeit, da ging für mich die Segelei erst richtig los. Irgendwann war ich aber dann zu groß und schwer.

Un: Und jetzt die Philosophie-Frage: Viele im deutschen Segelsport behaupten, die Jugend muss 29er segeln, wenn sie in den 49er wollen.

Eh: Das ist totaler Quatsch, es ist vom Segler und von der Region abhängig. Was soll ein 29er auf einem bayerischen See bei Euren Winden?
Im 420er liegt der Fokus auf der Taktik, Nachstartphasen, Großraumtaktik, Bootstrimm, das ist eher die seglerische Grundausbildung, die von der alten Trainergarde vermittelt wird.  
Im 29er liegt der Fokus eher auf der Manövertechnik. 

Steigt jemand im Anschluss auf den 49er, kann man beides nachholen. Manövertechnik vielleicht sogar etwas leichter. 

Fr: Im 420er ist auf jeden Fall die Leistungsdichte höher und das Boot ist weiter verbreitet. Natürlich gibt es aber Hotspots wie Kiel oder den nördlichen Gardasee, da macht der 29er vielleicht mehr Sinn. Auf jeden Fall sollte in den einzelnen Clubs, vielleicht sogar in den Landesverbänden immer nur eine der beiden Klassen gefördert werden. Ein Gemischtwarenladen macht keinen Sinn, die Clubs brauchen vernünftige Trainingsgruppen.    

Den Umstieg von anderen Klassen auf das Skiff haben genügend bewiesen. Robert Scheidt steigt mit über 40 Jahren nach 5 olympischen Medaillen im Star und Laser jetzt auf den 49er, wie cool.      

Un: Was wünscht Ihr Euch vom DSV für das Olympische Segeln?

Fr: Die Fördersysteme und Initiativen sollten besser miteinander vernetzt werden und alle Förderer an einem Strang ziehen. Es müsste gelingen, die Mittel zu bündeln und auf die Besten zu verteilen. Wir haben bei den erfolgreichen Nationen gesehen, dass wir Top-Trainer von internationalem Format brauchen, die junge Athleten mit ihrer Erfahrung beflügeln können.

Eh: auch wir haben uns 2015 für einen Internationalen Top Trainer mit Frithjof entschieden. Er hat uns gemeinsam mit unserem eigentlichen Bundestrainer unterstützt. Hat uns und das Team Jurczok/Lorenz zum Erfolg geführt. Wir haben beide die Quali geschafft und eine WM Bronze bzw. Olympia Bronze stand am Ende auf dem Papier.

Fr: Auch die Möglichkeit einer dualen Ausbildung ist wichtig, es gibt z.B. den Studiengang BWL für Spitzensportler als Fernstudium an der Uni Oldenburg, das haben viele von uns gemacht (Anm. der Red.: Kleen, Heil, Polgar, Kadelbach) und erfolgreich abgeschlossen. Die EWE hat diesen Studiengang gesponsert, da konnte man auch mal 2 Jahre aussetzen. Es gab das EWE-Sailing-Team, die haben uns und andere Topmannschaften auf dem Weg zu den Spiel unterstützt. 

Un: Friedel, Du lebst hier am Gardasee. Wenn Robert Scheidt hier in Torbole seinen Laser durch die deutschen Optis schiebt, kennt ihn kaum einer. Wenn Jochen Schümann durch den Club läuft, ist das heute nicht viel anders. 
Wieso gibt es im Segeln für die Deutschen keine Heroes? Damals als Schümannn den Cup in Valencia holte, war es besser.       

Fr: Das ist schwierig. Wir bräuchten im deutschen Segelsport echte Charaktere. Vielleicht sind es auch die Stories die fehlen, meine Kollegen Cayard und Torben Grael die mit 60 noch im Startboot sitzen, ein Ainslie der zum Sir wird, mit seiner Kampagne „Bring the Cup home“, das ist Emotion. Wie schon gesagt, das Beste für uns wäre eine Deutsche Kampagne im Cup oder wenn Erik noch ein paar Medaillen holt.  

Un: Viel Erfolg auf Eurem Weg. Vielen Dank für das Interview, brecht Euch beim Kite-Foilen nicht die Knochen! 





     
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Erik Heil mit Crew Thomas Plößel

Erik Heil (* 10. August 1989 in Berlin)

Erik Heil und sein Vorschoter Thomas Plößel vom Norddeutschen Regatta Verein waren 2005 deutscher Jugendmeister in der 420er-Klasse und 2006 U19-Meister in der 470er-Klasse. Seit 2011 sind sie bei internationalen Regatten in der 49er-Klasse am Start. In ihrem ersten internationalen Jahr belegten sie den 7. Platz bei der Europameisterschaft und den 11. Platz bei der Weltmeisterschaft. 2012 erreichten sie den siebten Platz bei der Weltmeisterschaft. 2013 gewannen sie vor Palma de Mallorca ihre erste World-Cup-Regatta, bei der Europameisterschaft 2013 erhielten Heil und Plößel die Silbermedaille. Im Jahr darauf siegten sie beim Champions Sailing Cup in Kiel und gewannen den Europameistertitel. 2015 folgte auf den sechsten Platz bei der Europameisterschaft der fünfte Platz bei der Weltmeisterschaft. Bei der vorolympischen Regatta erreichten sie den dritten Platz. 2016 segelten Heil und Plößel bei der Weltmeisterschaft auf den achten Rang.
Erik Heil und Thomas Plößel gehörten der deutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele 2016 an; in Rio de Janeiro gewannen sie die Bronzemedaille. Dafür wurden sie von Bundespräsident Joachim Gauck am 1. November 2016 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.[1] Erik Heil ist Sportsoldat in Kiel.

Seit 2017 segelt er neben seiner Olympiakampagne für 2020, für das Armin Strom Sailing Team in der GC 32 Klasse. 

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Frithjof Kleen (* 25. Juni 1983 in Berlin)

Frithjof Kleen startet für den Norddeutschen Regatta Verein und das Vereins Seglerhaus am Wannsee. 1996 begann er in der Bootsklasse Optimist mit dem Segelsport, ein Jahr später wechselte er in die 420er Jolle. 2002 begann er in der Star-Klasse zu segeln, ab 2004, dem Jahr seines Abiturs, war er Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. 2007 begann er ein Studium für Spitzensportler an der Universität Oldenburg, dass er 2014 erfolgreich abschloss.
 
Seine Erfolge: 

Bacardi cup champion 2016

Eastern Hemisphere champion  Star 2015

Silber Star Salliors League 2015

Weltmeister Star 2014

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Kleen/Stanjek (helm)

Europameister Drachen 2014

Europameister Star 2013
Rolex Fastnet Race 2013
Eastern Hemisphere Champion Star 2013
Weltmeister 5.5m 2013


6. Platz Olympische Spiele 2012

Segler des Jahres 2011
Silber Weltmeisterschaft Star 2011
Drachen Gold Cup Sieger ( Coach) 2011
Silber Drachen Europameisterschaft ( Coach) 2011
4. Platz Gesamtweltcup Star 2011
Silber Weltcup Palma Star 2011


1. Platz Weltrangliste Star 2010
Silber Eastern Hemisphere Star 2010
North American Champion Star 2010
Gold Worldcup Weymouth Star 2010
Bronze Worldcup Palma Star 2010


Bronze Weltmeisterschaft Swan 45 2009
5. Platz Gesamtweltcup Star 2009
1. Platz Deutsche Rangliste Star 2009
4. Platz Weltmeisterschaft Star 2009
Bronze Worldcup Medemblik Star 2009


Weltmeister Swan 45 2008
Deutscher Meister Star 2008
Bronze World Cup Kiel Star 2008
Gold Europa Cup Star 2008


Coach für die Teams Erik Heil/ Thomas Plössel sowie Victoria Jurczork/ Annika Lorenz 2015/2016

Seit 2014 segelt er für das Armin Strom Sailing Team in der GC 32 Klasse. 




Das Gespräch führte Markus Steinlein, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Uniqua.
Geschäftsstelle UNIQUA Deutschland

Susanne Clark
Friedrichrodaer Str. 74b
12249 Berlin
Tel.: +49 178 574 4087
Fax: bitte per e-mail gs@uniqua.de senden!
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